Zum Weggang von Simon Michler

Ein gutes Jahr früher als angekündigt gibt Bürgermeister Simon Michler seinen Posten in Edingen-Neckarhausen auf. Seine Stellungnahme letzte Woche spart nicht an Vorwürfen und Angriffen gegen nicht genannte Personen. Dass es interne Spannungen zwischen Teilen des Gemeinderats und Simon Michler gab, dürften alle halbwegs an der Kommunalpolitik interessierten Bürger mitbekommen haben. Dann möge er aber bitte auch Ross und Reiter nennen. Sich nun hinzustellen und den Eindruck des gepeitschten Bürgermeisters zu vermitteln, der alleine auf weiter Flur stand, ist unseres Erachtens zu undifferenziert. Es gibt nicht DEN Gemeinderat, sondern viele Fraktionen mit vielen Räten. Die haben es sicherlich nicht alle darauf abgesehen, dem Bürgermeister eins auszuwischen – insbesondere nicht auf persönlicher Ebene.

Es ist zu bedenken, dass zum sprichwörtlichen Tango stets zwei gehören. Die Aussage des Bürgermeisters, zwischen 2017 und 2021 die eigene Arbeit „angepasst“ zu haben, um den nicht näher benannten Machenschaften aus dem Weg zu gehen, scheint uns hierbei wenig überzeugend: Mehr als eine Ratssitzung, in der die Verwaltungsvorschläge kaum bis gar nicht ausgearbeitet waren. Mehr als eine öffentliche Veranstaltung, bei der sich der Bürgermeister hat vertreten lassen. Mehr als eine Ankündigung, die vollmundig getätigt und nie umgesetzt oder auch nur angestoßen wurde. Stattdessen Beschwichtigungen und ein Schönreden von existenziellen Problemen wie der Verschuldung unserer Gemeinde. Dann zur Krönung die Kandidatur in Schwäbisch Hall, für die Simon Michler Edingen-Neckarhausen wochenlang seinem Stellvertreter überlies. Unseres Erachtens hat dies nichts mehr mit „anpassen“, sondern eher etwas mit „abtauchen“ zu tun.

Im Wahlkampf 2015 antwortete Herr Michler auf die Frage, was es mit ihm als Bürgermeister nicht gäbe: „Leere Versprechen und uferlose Diskussionen, die nicht weiterhelfen“ – doch selten zuvor hatten wir mehr davon. Nach seiner Wahlniederlage in Schwäbisch Hall wollte sich der Bürgermeister zuletzt bis zum Ende seiner Amtszeit wieder ganz Edingen-Neckarhausen widmen, welches ihm so am Herzen läge. Auch dies bewahrheitet sich nun nicht. Die Zeit von Simon Michler in Edingen-Neckarhausen endet, wie sie begann und wovon sie lange geprägt war: Mit einer leeren Worthülse.Wir sind uns des Risikos bewusst, dass uns dies als Nachtreten ausgelegt werden kann – dennoch hielten wir es für angebracht, auch unsere Sicht der Dinge darzustellen. (Patrick Hennrich)